Lutz Müller

  • Geboren in Berlin
  • Abitur
  • Studium der Freien Malerei an der UdK Berlin
  • Meisterschüler
  • Selbstständiger Restaurator von Wand- und Deckenbildern
  • Freie Malerei
  • Diverse Einzel- und Gruppen-Ausstellungen in Berlin, Amsterdam und Rom
  • Lebt und arbeitet in Berlin und San Quirico (Italien)

Kurzkritische Betrachtungen zu der Malerei von

Lutz Müller

Die Szene der Gerichtshöfe im Berliner Stadtteil Wedding ist eine der wichtigsten Inkubatoren zeitgenössischer Malerei.
Inmitten dieses kreativen Biotops hat sich Lutz Müller als ein Künstler profiliert,
dessen Arbeiten sich in ihrer Konzentration von materiellem Einsatz und emotionaler Dichte hervorheben.
In seinem Atelier in der Gerichtsraße 12/13 verschmilzt er in seinen Bildern die Idee der Oberfläche mit einer fast schon existenziellen Suche nach Tiefe.
Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine extreme Material-Ästhetik aus.
Farben sind nicht nur Mittel eines visuellen Geflechts, sondern werden selbst zum Raum des Gefühls.
Massive Farbschichten, patiniert und strukturiert, lassen die Oberfläche pulsieren wie eine Haut, die atmet.
Zwischen Abstraktion und Figuration oszillierend, hinterfragt er das Verhältnis zwischen Sichtbarem und Unaussprechlichem.
Es sind Bilder, die sich nicht restlos erschließen, sondern beim Hinsehen das Bewusstsein herausfordern.
Gebrochene Farbflächen, geschichtete Pigmente oder fließende Linien können ferne Landschaften, Abstraktionen oder innere Zustände gleichermaßen meinen – ohne je eindeutig zu werden.
Gerade in den Werken, die bei den -Open Studios- gezeigt wurden, werden domestische und urbane Topographien fragmentarisch zitiert. Das zeigt, dass
Lutz Müller keine narrativen Imaginationen inszenieren will.
Seine Position innerhalb der Berliner Kunstszene erscheint auf den
ersten Blick introvertiert – doch genau hierin liegt ihre Stärke.
Unter den vielen Stimmen der Berliner Malerei hebt sie sich durch eine konsequente
Anerkennung von Malerei als autonomen Vorgang hervor.
Er referiert nicht auf aktuelle Diskurse; er entfaltet sie im Widerstand von Bild
und Wirklichkeit.
In den Gerichtshöfen tritt seine Malerei in Dialog mit gleichgesinnten Positionen,
doch sie bleibt stets eigenständig.
Lutz Müllers Kunst verlangt Zeit und Muße vom Betrachter, um ihre Intensität zu erkennen. Wer sich ihr stellt, taucht ein in die Kunst als Ort des Denkens und Fühlens, die nicht auf Antworten, sondern auf Resonanz baut.

Georg Schmied (Kunsthistoriker)

Über meine Arbeit

Auszug aus einem Interview

mit Kristian Jarmuschek (Galerie Jarmuschek & Partner)

Kristian Jarmuschek: Wie entsteht ein Bild für Dich?

Lutz Müller: Meine Motivation ein Bild zu malen entsteht daraus, dass ich neugierig darauf bin wie sich die weiße Malfläche durch mein Zutun zu einem Bild entwickelt. Ich habe vor und auch während des Anfangsarbeitsprozesses keinerlei Vorstellung, was ich entstehen lassen will, noch wohin die Arbeit führt. Ich lasse mich von mir selbst überraschen, ich fange einfach an.

K .J. : Was heißt einfach?

L.M. : Einfach heißt, dass alle anfänglichen Arbeitsschritte so weit wie möglich unkontrolliert anlaufen. In dieser Arbeitsphase hat der Zufall den meisten Platz.

K .J. : Kann ich das so verstehen, dass der Anlass des Bildes sich eigentlich erst im Laufe der Bildentstehung Dir selbst erklärt?

L.M. : Ja, ich sage nicht: Ich will ein blaues, rotes oder gelbes Bild malen, ich entwickle das Bild auf der Leinwand, ich erfinde es. Je weiter der Prozess fortschreitet, je mehr das Bild entsteht, desto kontrollierter werden die Arbeitsschritte, bis hin zum restlos präzisen Einwirken. Die letzten Farbaufträge vor der Fertigstellung des Bildes sind genau gesteuert, sind überlegt. Nichts ist mehr dem Zufall überlassen.

K .J. : Deine Bilder entstehen also in einem Spannungsverhältnis zwischen Zufall und bewussten Handeln?

L.M. : Ja.

K .J. : Wie entscheidest Du, wann dieses Spannungsverhältnis stimmt, wann das Bild fertigt ist?

L.M. : Den Punkt zu treffen, an dem ein Bild fertig ist, ist immer wieder eine neue Herausforderung. Es ist der Zustand des Bildes, an dem nichts mehr fehlt, aber auch an dem nichts bereits zu viel vorhanden ist. Das Bild muss bei mir eine Art innere Ruhe beim Betrachten auslösen, unabhängig von seiner Ausstrahlung. Dann ist es fertig.

 

Arbeitsschritte

Anlass für mich ein Bild zu malen, ist die Neugierde darauf zu sehen, wie sich eine weiße leere Fläche unter meinem Zutun in ein Bild verwandelt.
Ich habe keinerlei Vorstellung, was für ein Bild entsteht, welche Farbigkeit, welche Thematik, welchen Ausdruck es haben wird.
Ich lasse mich überraschen. Ich arbeite immer ohne Vorlagen und folge meinem -inneren Bild-.

Ich fange einfach an.
Ich agiere und reagiere auf das, was durch mich auf der Leinwand entsteht. Das Bild wird auf der Leinwand entwickelt, es wird erfunden.

Im Anfangsprozess ist alles relativ ungesteuert, dem Zufall wird viel Raum gelassen. Im Laufe des Arbeitsprozesses wird mein Agieren immer mehr bewußt gesteuert.

Die einzelnen Arbeitsschritte werden kontrolliert ausgeführt, der Zufall reduziert sich, wird aber nicht ausgeschlossen. Einige Arbeitsschritte werden zugelassen, andere wieder verworfen. Hierbei gewinnen alle Bereiche der Leinwand an Gleichwertigkeit und Schwerpunkte werden vermieden.
Daraus resultiert, dass der Weg zum Endprodukt -Bild- meistens einem langwierigen Prozess unterliegt.

Vollendet ist das Bild, wenn es bei mir eine Art innerer Ruhe auslöst, unabhängig von seiner Ausstrahlung, und sich meine Augen an jeder Stelle des Bildes -wohl fühlen-.